Für die Chemische Fabrik Karl Bucher GmbH hat Kling Consult die Generalplanung des neuen Laborgebäudes übernommen. Das Besondere daran ist auf den ersten Blick sichtbar: Die Lochblechfassade mit Molekül-Struktur gibt dem Neubau eine individuelle Note und spiegelt zugleich die Unternehmensidentität des Chemiespezialisten wider.
Altes Gebäude der Schlosserei musste für Neubau weichen
Für die Schaffung dringend benötigter Labor- und Verwaltungsräume musste ein Bestandsgebäude in Stahl-Leichtbauweise abgerissen werden, in dem die alte Schlosserei der Firma Bucher untergebracht war. So konnte auf der neu gewonnenen Grundfläche ein moderner Neubau errichtet werden. In diesem findet nicht nur die Schlosserei ihren neuen Platz, sondern auch großzügige Flächen für die Labor- und Büroräume. Da das Baufeld auf der West- und Ostseite von 1- bis 2-geschossigen Bestandsgebäuden begrenzt war, musste im unteren Bereich des Gebäudes auf eine Halbfertigteilbauweise mit Stahlbeton-Sandwichelementen zurückgegriffen werden. Die sechs Meter hohen Fertigteile kleiden nun die neue 2-geschossige Schlosserei ein und weisen auf den Außenseiten die Sichtbetonqualität SB3 auf. Die beiden darüberliegenden Ortbeton-Etagen kragen in Richtung Norden aus und bieten der Schlosserei dadurch sogar einen überdachten Außenarbeitsbereich.
Grundidee: Neubau mit Metallfassade verkleiden
Die Gebäudeform war prädestiniert dafür, den oberen Gebäudeteil architektonisch vom „Schlosserei-Sockel“ abzusetzen. Schnell war klar, dass hierfür nur eine hinterlüftete Metallfassade in Frage kommt, um sich dem Rest des Firmengeländes und den in den letzten Jahren errichteten Gebäuden anzupassen. Dennoch sollte der repräsentative Neubau, in welchem künftig auch Kunden empfangen werden sollen, vom Bestand hervorgehoben werden: Die Idee einer besonderen Lochblechfassade entstand. Diese sollte allerdings nicht „von der Stange“ sein, sondern einen Bezug zur Chemiefirma haben. Schließlich war der Einfall simpel, aber genial: Warum nicht das Molekül des Firmenlogos in das Lochbild der Fassade integrieren? Dies überzeugte den Bauherrn genauso wie das Planungsteam. Nach den ersten Abstimmungsgesprächen stand das Ziel der Fassadenumsetzung fest: Von weiter weg soll lediglich eine Art Gewebestruktur wahrgenommen werden, erst von Nahem soll erkennbar sein, dass sich das Lochbild aus einzelnen Molekülen zusammensetzt.
Fassadenplanung
Nachdem das Ziel definiert war, machten sich die Architekten von Kling Consult an die detaillierte Planung. Dabei stellten sich dem Team des Planungsbüros viele Fragen optischer und technischer Natur:
- Wie groß müssen die Moleküle sein, damit diese in sechs Meter Höhe als solche erkennbar sind?
- Kann das Molekül als Ganzes aus dem Blech gelasert werden oder wird es dadurch zu instabil?
- Welche weiteren statischen Punkte müssen beachtet werden, wie z.B. der Randabstand oder der Abstand der Moleküle untereinander?
- Wie schafft man eine einheitliche Anordnung der Moleküle, sodass von der Ferne keine unerwünschten Muster erkennbar sind?
Um Antworten auf die Fragestellungen zu finden, wurden neben diversen Visualisierungen (siehe Rendering) mehrere Fassadenmuster gefertigt - von anfangs einfachen „Blechen“ aus Pappe bis hin zu mehreren Varianten aus Edelstahl. Zudem haben die Architekten von Kling Consult bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Erfahrungen potenzieller Blechverarbeitungsfirmen in die Planung und Ausschreibung einbezogen, um die technische Umsetzbarkeit gewährleisten zu können.
Nachdem der Auftrag an die Firma Engel Spenglerei aus Fuchstal-Leeder vergeben wurde und sämtliche technische Details zum Fassadenaufbau geklärt waren, konnte gemeinsam mit den Dach- und Fassaden-Profis die Planung der zwei Millimeter starken Aluminium-Bleche finalisiert werden: Die Fassade setzt sich nun aus ca. 50 unterschiedlichen Blechgrößen zusammen, die alle mit den Molekülen so „belegt“ wurden, damit sich am Ende ein einheitliches Bild ergibt. Durch die Lochung der Aluminium-Bleche schimmert je nach Lichteinfall die Farbe Blau durch. Sowohl die 2-lagige Unterkonstruktion als auch die zur Dämmung angebrachten Sandwichpaneele erhielten eine entsprechende Lackierung. So wurde nicht nur das Logo, sondern auch die Firmenfarbe des Chemiespezialisten in der Fassade integriert. Nachts wird diese zudem beleuchtet, um das besondere Bauwerk in Szene zu setzen.
Das Ergebnis überzeugt Bauherr wie Planer
Mittlerweile befindet sich die Montage im Endspurt. Der Großteil der Fassadenbleche ziert bereits das Gebäude und zeigt, dass sich alle Anstrengungen gelohnt haben: Wie gewollt erkennt man von weiter weg lediglich eine Gewebestruktur am neuen Laborgebäude, erst von Nahmen sorgen die einzelnen Moleküle für einen Aha-Effekt. Ein voller Erfolg!