Erdfall: Eine Frage des Untergrunds
Es kann verschiedene Gründe dafür geben, dass der Boden plötzlich nachgibt. Immerhin ist dieser nicht überall aus dem gleichen Material. So kann verkarstungsfähiges Gestein wie z. B. Kalkstein Hohlraumbildungen begünstigen, da diese Gesteinsformationen wasserlöslich sind. In Kombination mit Grundwasser, Sickerwasser aus Regen oder Schnee oder Wasser aus undichten Leitungen kann dann Material aus höher liegenden Schichten aus Sand, Ton und Kies ausgeschwemmt und in entstandene Hohlräume und Spalten verlagert werden. Der natürliche Schichtaufbau wird dadurch gestört, eine Schwachstelle entsteht. Mit der Zeit wird diese immer instabiler, wodurch als Folge der Boden einsackt. Dies kann schleichend oder auch plötzlich passieren.
Baugrunduntersuchung liefert aufschlussreiche Erkenntnisse
Grundsätzlich können Erdfälle in Deutschland also vor allem dort auftreten, wo der Schichtaufbau des Bodens diese begünstigt. So sind besonders Regionen mit einem hohen Kalkanteil im Untergrund gefährdet. Durch geoelektrische Messungen sowie elektromagnetische Verfahren können potenziell hohlraum-bildende Bodenschichten ausfindig gemacht werden. Außerdem liefern Baugrunduntersuchungen, mit der die einzelnen Bodenschichten durch Bohrungen erkundet werden, aufschlussreiche Erkenntnisse. So kann der Untergrund in gefährdeten Regionen genau untersucht werden, um die Gesteins und Bodenschichten zu erfassen, unterirdische Strömungsläufe des Wassers zu ermitteln und potenzielle Hohlräume zu identifizieren.
Natürliche Entstehung der Erdfälle oder menschengemacht?
Den Schichtaufbau des Untergrunds kann natürlich niemand beeinflussen. Dieser hat sich durch erdgeschichtliche Vorgänge in vielen Jahrmillionen entwickelt. So hat z. B. in erdgeschichtlich jüngerer Zeit die Donauentstehung am Eselsberg in Ulm, auf dem zahlreiche Erdfälle bekannt sind, ihre Spuren hinterlassen. Hier haben bereits in den 60er- und 70er-Jahren Mitarbeitende unseres Planungsbüros Kling Consult umfangreiche Baugrunduntersuchungen durchgeführt, die Erkenntnisse über den Schichtaufbau und die Lagerungsverhältnisse der tertiären Sedimente der Schwäbischen Alb lieferten. Die Ergebnisse für dieses geologisch anspruchsvolle Gebiet wurden damals zusammengetragen und in einer Dokumentation veröffentlicht. Neben natürlichen Ursachen hat allerdings auch der Mensch einen Anteil bei der Entstehung von Erdfällen. So können schlecht gebaute, altersbedingt nicht mehr funktionsfähige Abwassersysteme oder kaputte Wasserleitungen Boden und Gestein ausspülen und Hohlraumbildungen begünstigen.
Besondere Vorsicht bei Bauvorhaben in begünstigten Gebieten
Tritt ein Loch oder eine Absenkung im Boden auf, sollten im ersten Schritt Experten hinzugezogen werden. Nur durch eine umfangreiche Ursachenforschung kann Schlimmeres verhindert werden. Zum Glück ist bisher die Schadensintensität solcher Erdfall-Ereignisse in Süddeutschland eher gering. Fakt ist: Erdfall-Ereignisse hat es schon vor langer Zeit gegeben und werden auch in Zukunft immer wieder auftreten. Bei Bauvorhaben in besonders begünstigen Gebieten sollten allerdings spezielle Voruntersuchungen durchgeführt werden, um erforderliche Maßnahmen bzw. Gefährdungen möglichst schon im Vorfeld identifizieren zu können.
Infografik: Korrelation von Bohrprofilen
Die Infografik stellt sogenannte Bohrprofile aus einzelnen Bohrungen in einem Untersuchungsgebiet zeichnerisch dar. Daraus wird im Anschluss ein Untergrund- bzw. Baugrundmodell entwickelt. Aus diesem lassen sich die räumliche Verteilung, die Schichtstärken, die Zusammensetzung und der Verlauf von Boden- und Gesteinsschichten im Untersuchungsgebiet ableiten. In Kombination mit verschiedenen geophysikalischen Methoden lassen sich hierdurch u. a. auch Bereiche erkennen, in denen mögliche Hohlraumbildungen auftreten können oder in der Vergangenheit bereits aufgetreten sind. Quelle: Schuler, G. (1973): Zur Stratigraphie und Lagerung des Tertiärs auf dem Oberen Eselsberg nördlich von Ulm/Donau (Ergebnisse der Baugrunderkeundung für den Universitätsneubau).-Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 55: S. 165; Krumbach.
INFO
Wo treten solche Phänomene im Bereich Schwaben auf?
Das Baugrundinstitut von Kling Consult führt bereits seit über 60 Jahren zahlreiche Baugrunderkundungen durch. In unserem Bearbeitungsumkreis sind aufgrund natürlicher Ursachen solche Hohlräume insbesondere in den Bereichen der angrenzenden Schwäbischen Alb einschließlich des Ballungsgebietes Ulm, aber auch schon im Alpenvorland aufgetreten.
Was versteht man unter den sogenannten Karstgesteinen?
Dazu zählen alle Gesteine, die wasserlöslich sind. Die höchste Löslichkeit besitzen Salzgesteine, aber auch Gipsgestein weist eine hohe Wasserlöslichkeit auf. Am weitesten verbreitet sind im süddeutschen Raum jedoch Kalk- bzw. Carbonatgesteine.